Nur jeder Vierte is(s)t Öko: Studie zu Bio-Lebensmitteln
Appinio Research · 17.01.2018 · 6min Lesezeit
Inhalt
Kaum ein Werbespot für Bio-Lebensmittel kommt ohne glückliche Kühe und fröhliche Bauern aus. Und scheinbar lässt sich der ein oder andere von der Vorzeigelandwirtschaft überzeugen: Laut Statista lag der Umsatz an Bio-Lebensmitteln im Jahr 2016 bei 9,48 Milliarden Euro - und hat sich damit seit 2006 mehr als verdoppelt. Grund genug, einmal bei Deutschlands jungen Konsumenten nachzufragen, was sie von Bio eigentlich halten. Die Markt- und Meinungsforschungsplattform Appinio hat im Januar 2018 1.000 junge Deutsche zwischen 18 und 34 Jahren repräsentativ zum Thema »Bio-Lebensmittel« befragt.
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Nur jeder Vierte is(st) regelmäßig Bio-Lebensmittel
Zuerst einmal sollte geklärt werden, wie hoch die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln unter jungen Menschen in Deutschland eigentlich ist. Die Umfrageteilnehmer sollten angeben, wie häufig Bio-Produkte in ihrem Einkaufskorb landen. Bei acht Prozent der jungen Deutschen passiert das bei jedem Einkauf. 16 Prozent meinen, »oft« Öko-Produkte zu kaufen und ein Drittel (31 %) sagt »manchmal«. Knapp die Hälfte (46 %) kauft jedoch selten oder gar nie Bio.
Hoher Preis hält Verbraucher vom Kauf von Bio-Produkten ab
Die Zahl der Verbraucher, die häufig Bio-Produkte kaufen, scheint also noch ausbaufähig. Was hält junge Konsumenten aktuell noch vom Kauf von Lebensmitteln aus ökologischer Landwirtschaft ab? Mehr als zwei Drittel (66 %) sagen ganz klar: Der Preis. Etwas weniger als die Hälfte der jungen Deutschen (39 %) misstraut zudem Bio-Siegeln und kauft die Produkte deswegen weniger gern. 25 Prozent haben Zweifel daran, dass die Produkte tatsächlich einen Vorteil für die Umwelt mit sich bringen und 15 Prozent kritisieren die aufgrund Verzichts von Konservierungsstoffen geringere Haltbarkeit von Bio-Produkten. Neun Prozent bemängeln zudem die Verfügbarkeit von Bioprodukten, denn gerade Bio-Supermärkte gibt es nicht in jedem Ort. Für 14 Prozent hingegen gibt es absolut nichts, was gegen Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft spricht.
<Verbraucher kaufen Bio-Produkte am häufigsten im Supermarkt
Bioprodukte gibt es in nahezu jedem Lebensmittelgeschäft. Waren vor einigen Jahren noch hauptsächlich Reformhäuser dafür zuständig, Konsumenten mit Bio & Co zu versorgen, vertreiben heute Supermärkte wie Edeka oder Aldi ihre eigenen Biomarken und in Drogeriemärkten gibt es ganze Etagen für Öko-Lebensmittel und Naturkosmetik. Welche dieser Einkaufsmöglichkeiten ist bei jungen Deutschen an beliebtesten? Spitzenreiter sind Supermärkte (69 %) und Discounter (25 %). Zudem geben 18 Prozent der jungen Konsumenten an, im Bioladen einzukaufen. Mit jeweils 14 Prozent sind Wochenmarkt und Drogeriemarkt gleichfalls beliebt. Bei Bäcker oder Metzger holen 11 Prozent Fleisch oder Brötchen aus ökologischer Landwirtschaft und neun Prozent gehen direkt zum Erzeuger. Ins Reformhaus gehen hingegen nur fünf Prozent und das Online-Geschäft hat sich bei Bio-Lebensmitteln noch nicht durchgesetzt, nur zwei Prozent kommen so an Nachschub.
Bio-Sortiment in Supermärkten ausbaufähig
Am einfachsten ist es für viele also, Bio-Produkte im Supermarkt zu kaufen. Edeka & Co rüsten deswegen seit einigen Jahren ihr Angebot schrittweise auf. Wie zufrieden sind junge Verbraucher mit dem Bio-Sortiment von Supermärkten? Auf einer Skala von 1 bis 7 sollten die Umfrageteilnehmer angeben, wie zufrieden sie damit sind. Zwar geben nur fünf Prozent die volle Punktzahl ab, jedoch vergeben 48 Prozent eine 5 oder 6 - sind also tendenziell zufrieden mit dem Bio-Angebot in Supermärkten. Etwas weniger zufrieden sind 36 Prozent und elf Prozent sind überhaupt nicht zufrieden. Dementsprechend ist das Bio-Angebot in Supermärkten noch ausbaufähig.
Welche Bio-Siegel sind bekannt? Das Deutsche Bio-Siegel kennt jeder
Ganz wichtig bei Bioprodukten: Das Siegel. »Bio« ist ein EU-weit geschützter Begriff. Bevor Lebensmittel als Bioprodukt über die Ladentheke gehen, müssen sie zahlreiche Auflagen erfüllen. Dazu gehört zum Beispiel der Verzicht auf chemische Düngemittel, artgerechte Tierhaltung und der Verzicht auf Gentechnik. In der EU gibt es ein verbindliches Bio-Siegel zur Kennzeichnung von biologischen Lebensmitteln, die den Anforderungen der EG-Öko-Verordnung genügen. Es gibt jedoch neben den staatlichen Siegeln auch weitere, private Biosiegel, zum Beispiel Demeter oder Bioland. Appinio hat die jungen Deutschen gefragt, welche dieser Siegel sie kennen. Ganz klar am bekanntesten: Das Deutsche Bio-Siegel. Darauf folgen EU- und Bioland-Siegel. Etwas weniger bekannt sind Biopark und GÄA e.V.
Und wie wichtig ist es jungen Konsumenten, dass ein Produkt ein Siegel trägt? Ein eindeutiges Bild ergibt sich hier nicht: 51 Prozent halten ein Siegel für wichtig oder sehr wichtig, 49 Prozent hingegen erachten es für eher unwichtig oder sogar für absolut unwichtig.
Sind Bio-Lebensmittel gesünder?
Keine chemischen Pflanzenschutzmittel, weniger Zusatzstoffe, Verbot von Antibiotika - klingt so, als hätten Bio-Lebensmittel gegenüber Produkten aus konventioneller Landwirtschaft einen gesundheitlichen Vorteil. Forscher können diese Frage bis heute nicht ganz klar beantworten - einige Studien zeigen, dass Bioprodukte zwar weniger belastet sind, konventionelle Lebensmittel jedoch trotzdem sämtliche gesetzliche Bestimmungen einhalten. Was denken junge Konsumenten dazu? Auch bei dieser Frage spalten sich die Geister. 51 Prozent denken, dass Bio gesünder ist, 49 Prozent hingegen glauben das nicht.
Sind Bio-Lebensmittel gut für die Umwelt?
Und zu guter Letzt: Denken junge Verbraucher eigentlich, dass es einen Einfluss auf die Umwelt hat, zu Bio zu greifen als zu konventionellen Produkten? Ein Drittel der Befragten (33 %) ist der Meinung, dass der Einfluss »stark« oder »sehr stark« ist. 45 Prozent denken, der Kauf von Bioprodukten habe ein wenig Einfluss auf die Umwelt und 22 Prozent meinen, es würde die Umwelt gar nicht beeinflussen, wenn anstatt zu konventionelle Produkten zu Lebensmitteln aus ökologischen Anbau gegriffen wird.
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Hier noch einmal die Studienergebnisse zusammengefasst in der Appinio-Infografik:
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