Ist Psychotherapie noch ein Tabu? Mit Reden zu mehr Glück

Appinio Research · 23.05.2024 · 6min Lesezeit

Tabu Psychotherapie – Mit Reden zu mehr Glück | Appinio Blog
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Jeder vierte Deutsche hat bereits eine Psychotherapie in Anspruch genommen und ein weiterer großer Anteil (46%) zieht dies in Betracht.

Psychotherapie, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen sind in der Gesellschaft kein Tabu mehr – oder? Wer nutzt in Deutschland mentale Hilfsangebote, Psychiater und Psychiaterinnen und wer nicht? Und wie sieht es in anderen Ländern aus? Was sind die Hürden? Und wie viel reden wir eigentlich mit unseren Mitmenschen über unsere mentale Gesundheit?

 

Anlässlich des Mental Health Monats Mai haben REDEZEIT FÜR DICH und Appinio diese Fragen an 3.000 Personen aus Deutschland, Spanien, Frankreich, den USA und Großbritannien gestellt und sie zu ihrer mentalen Gesundheit und Nutzung von Hilfsangeboten befragt. Die Studie zeigt eine wachsende Akzeptanz von mentalen Hilfsdiensten in fast (!) allen Ländern, aktuelle Hindernisse und Chancen.

 

Du willst mehr als nur die Key Insights? Dann geht’s hier zu den deutschen Studienergebnissen. 

 

Werden wir immer glücklicher?

Ja – vor allem junge Menschen! Denn bei den meisten Menschen in Deutschland (und den anderen Ländern) gab es eine Verbesserung der mentalen Gesundheit im vergangenen Jahr!

So glücklich sind die Deutschen:

  • 81% der Deutschen geben an, (eher) glücklich zu sein
  • Mehr als jeder Dritte hat eine Verbesserung der mentalen Gesundheit im letzten Jahr erlebt (39%)
  • Vor allem jungen Menschen geht es besser: Mehr als die Hälfte von ihnen geben an, dass sich ihre mentale Gesundheit im letzten Jahr (eher) verbessert hat.

“Reden hilft, seelische Belastungen zu reduzieren” – dieser Aussage stimmen 91 Prozent der Deutschen (eher bis voll und ganz) zu. Darüber hinaus geben drei von vier Personen an, manchmal oder oft mit anderen, zum Beispiel Freunden und Freundinnen oder Familie, über ihre mentale Gesundheit zu sprechen (76%).

 

Mentale Hilfe? Ganz normal!

Die Umfrage zeigt auch einen klaren Trend zur Inanspruchnahme professioneller Hilfe: Jeder vierte Deutsche hat bereits eine Psychotherapie in Anspruch genommen und ein weiterer großer Anteil (46%) zieht dies in Betracht. Ähnliches gilt für die Nutzung ärztlicher oder psychiatrischer Hilfe zur mentalen Gesundheit.

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Zugangsbarrieren

Wo finde ich einen Therapieplatz? Und welche ist die richtige Therapieform: Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologie? Trotz des wachsenden Bewusstseins um die Bedeutung mentaler Gesundheit werden Unterstützungsdienste oftmals nicht in Anspruch genommen – warum? 

Gründe, warum bisher keine Unterstützung gesucht wurde:  

  • Geringe psychische Belastung: 41% der Befragten glauben, dass ihre psychische Belastung nicht stark genug ist, um professionelle Hilfe zu benötigen.
  • Zeitmangel: 25% der Befragten haben angegeben, dass sie sich keine Zeit dafür nehmen können.
  • Finanzielle Gründe: 18% der Befragten gaben an, dass sie sich private Hilfe nicht leisten können.
  • Fehlende Übersicht: 16% wissen nicht, wo sie passende Informationen finden können.
  • Fehlende Kassenplätze: 14% geben an, keinen Platz zu finden, der von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen wird.

Einfluss der politischen Lage

Ein entscheidender Einflussfaktor für die mentale Gesundheit der Deutschen ist die aktuelle politische Lage. Laut der Studie gibt die Hälfte der Deutschen an, dass die politische Lage ihr mentales Wohlbefinden beeinflusst. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund jüngster politischer Entwicklungen relevant, wie der Pandemiebekämpfung und wirtschaftlichen Unsicherheiten. Vor allem ältere Generationen scheinen empfindlich auf die politische Stimmung zu reagieren.

Wie sehr beeinflusst die aktuelle politische Situation in Deutschland dein mentales Wohlbefinden – sehr stark

  • 16-24 Jährige: 12 %
  • 25-34 Jährige: 15 %
  • 35-44 Jährige: 19 %
  • 45-54 Jährige: 22%
  • 55-65 Jährige : 21%

Therapiemuffel: Frankreich

Auch international finden mentale Hilfsangebote immer mehr Beachtung. In den USA hat bereits jeder Dritte eine Psychotherapie in Anspruch genommen (33%) – weitere 40 Prozent können sich eine Psychotherapie in Zukunft vorstellen.

 

In Frankreich ist die Partizipation an mentalen Hilfsdiensten vergleichsweise gering. Nur 13 Prozent der Befragten geben an, eine Psychotherapie in Anspruch genommen zu haben. Auch insgesamt sprechen Franzosen deutlich seltener über ihre mentale Gesundheit mit anderen: So gab fast jeder zweite Franzose an, nie oder nur selten hierüber zu sprechen (46%) und deutlich weniger Franzosen stimmten der Aussage zu, dass Reden hilft, seelische Belastungen zu reduzieren. Dabei unterscheiden sich die Hürden, um mentale Hilfsdienste in Anspruch zu nehmen, je nach Land. Während es Deutschen und Franzosen öfter an Mut mangelt, geben die Befragten aus den USA häufiger an, sich keine private Hilfe leisten zu können. In Spanien fehlen oftmals Plätze der gesetzlichen Krankenkassen.

 

Digitalisierung als Chance

Zwei von drei Deutsche könnten sich vorstellen, auch Online-Hilfsdienste in Anspruch zu nehmen (65%). Dies zeigt, dass digitale Lösungen eine immer wichtigere Rolle bei der psychischen Gesundheitsversorgung spielen könnten.  Auch international werden Online-Angebote interessanter.

Mentale Online-Hilfsdienste? Kann ich mir vorstellen! 

  • USA: 74%
  • UK: 71%
  • Deutschland: 65%
  • Spanien: 50%
  • Frankreich: 42%  

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